Am 1. April 1914 übernahm Hugo Freitag die Buchhandlung Marx, die heute in dritter Generation von Berthold Freitag geführt wird

Ein wenig wirkt es schon verwirrend, dieses Jubiläum. Vor zwei Jahren noch feierte die Buchhandlung Marx ihr 120-Jähriges und jetzt soll wieder angestoßen werden, nämlich auf die 100.

Doch dieses Mal steht ein ganz persönliches Jubiläum an: Am 1. April übernahm der Großvater des jetzigen Inhabers die Zwickauer Verlagsbuchhandlung. Nachdem Hugo Freitag bis 1899 bei Emil Walter Marx den Beruf des Buchhändlers erlernt hatte, zog es ihn, wie damals üblich, auf eine lange Wanderschaft, die ihn bis nach Stettin und Danzig führte. 1914 bestimmt E. WalterMarx den jungen Hugo Freitag zu seinem Nachfolger.

Marx hatte bis dahin eine florierende Buchhandlung aufgebaut, die neben dem Handel mit Büchern auch Regionalia und Postkarten verlegte und über Handelskontakte in die ganze Welt verfügte. Selbst Graf Zeppelin bestellte persönlich bei Marx, die handschriftliche Bestellung existiert noch heute. Und auch in Zwickau hat Marx seine Spuren hinterlassen. Direkt neben dem Museum am Platz der Völkerfreundschaft stehen noch heute zwei Wohn- und Geschäftshäuser, die er errichten lies. In einem der beiden existierte noch bis 1957eine Filiale seiner Buchhandlung. Und noch heute zeugt das alte Firmenlogo im Giebel und die Eule über dem Eingang von der buchhändlerischen Vergangenheit des eindrucksvollen Jugendstilgebäudes.

Nach vielen Jahren in der Inneren Schneeberger Straße wurde es 1939 Zeit für einen Umzug. Am 1. September 1939 bezog die Buchhandlung ihre neuen Räumlichkeiten im neu erbauten Geschäftshaus an der Ecke Dr.-Friedrichs-Ring / Äußere Plauensche Straße. Im selben Jahr begann auch Sohn Christoph Freitag im elterlichen Geschäft zu arbeiten. Er war es auch, der nach dem schweren Hochwasser von 1954 das komplett vernichtete Antiquariat langsam wieder aufbaute. 1969 schließlich übernahm er die Buchhandlung komplett von seinem Vater.

In den schwierigen DDR-Zeiten schaute ein prominenter Kunde öfters vorbei: Gert Fröbe war seit Jugendzeiten mit Firmenchef Christoph Freitag befreundet und so kam es häufig vor, dass der große Filmstar bei seinen Zwickau-Besuchen auch Freitags einen Besuch abstattete und für die ein oder andere Anekdote sorgte. Eine davon schaffte es später auch in ein Buch von Bernd-Lutz Lange, der ursprünglich auch bei Marx lernen wollte aber durch staatliche Vorschriften nicht durfte.

Nach der Wende, pünktlich zum Firmenjubiläum 1992, übernahm mit Sohn Berthold schließlich die dritte Generation Freitag die Buchhandlung und führt sie erfolgreich bis heute. Besonders in den letzten Jahren hat sich die Buchhandlung durch viele kulturelle Veranstaltungen einen Namen gemacht. Seit 2007 kamen zu mehr als fünfzig Veranstaltungen über 20.000 Besucher. Prominente und Autoren wie Alfred Biolek, Andrea Sawatzki, Jan Josef Liefers und viele andere lasen oder sangen bei Marx. Und auch in diesem Jahr ist der Kulturkalender schon wieder gut gefüllt mit Gästen wie Heinz Rudolf Kunze (23.04.), Max Moor (11.11.), Bernd-Lutz Lange und Küf Kaufmann (9.12.) und Jan Weiler (12.12.), weitere Highlights sind in Planung.

Service: Am 1. April lädt die Buchhandlung Marx den ganzen Tag über alle Kunden zu einem Glas Sekt ein.