Hans Joachim Schädlich, geb. 1935 in Reichenbach,im Vogtland,übersiedelte 1977 in die Bundesrepublik. Heute lebt er wieder in Berlin. Für sein Werk erhielt er u. a. den Heinrich-Böll-Preis, Kleist-Preis, Schiller-Gedächtnispreis, Lessing-Preis und das Bundesverdienstkreuz 2014.

In "Narrenleben", das im März bei Rowohlt erschienen ist , verleiht Hans Joachim Schädlich zwei Menschen aus dem Volke eine Stimme. Im ersten Teil dem Hofnarren und "lustigen Rat" am kurfürstlichen Hof in Sachsen, Joseph Fröhlich, im zweiten dem Handschuhmacher Peter Prosch, der als armer Schlucker durch die Lande zieht und der Willkür der Mächtigen ausgesetzt ist, und ungewollt zum "Hofnarren" wird. Eine Parabel über Macht und Willkür, über Oben und Unten.

Darüber hinaus führt Schädlich die Leser auch dazu, das historische Geschehen immer wieder mit der eigenen Lebenswelt zu vergleichen: Welch unsägliche Mühe war damals mit dem Reisen verbunden! Wie kompliziert lief meist die Kommunikation ab! Wie fragil waren die Lebensbedingungen und Verhältnisse – für fast alle am Hof des Kurfürsten Sachsens und des polnischen Königs und erst recht für die einfachen Menschen! Wie fragwürdig war es um die ärztliche Kunst bestellt! Wie schnell brachen kriegerische Auseinandersetzungen aus! Welch prunkvolles Leben konnten die Privilegierten führen! Wie elend hart musste das gemeine Volk oft um das einfachste Leben kämpfen!

Ein gehaltvolleres und unterhaltsameres Buch mit nur 175 Seiten finden wir selten.