Die bekannte Schauspielerin Annekathrin Bürger kommt nach Zwickau. Am 3. November liest sie im Zwickauer Haus der Sparkasse aus ihrer Biographie "Der Rest, der bleibt".
Die Schauspielerin blickt auf ihr ereignisreiches Leben zurück und erzählt so manch Anekdote aus über 40 Jahren Bühnenerfahrung.
Sie gehört zu den beliebtesten Schauspielerinnen der DDR. Spätestens mit ihrer zweiten Hauptrolle in „Verwirrung der Liebe" (1959) schafft sie den künstlerischen Durchbruch in der sozialistischen Hälfte des deutschen Landes. Neben zahlreichen Bühnenengagements spielt Bürger in über 80 Filmen der DEFA- und des DFF; fast vier Jahrzehnte lang ist sie Mitglied des Ensembles Volksbühne Berlin. Noch heute ist die Charakterdarstellerin auf der Bühne, im Fernsehen und Kino zu sehen. Vielen Zuschauern ist sie als die Frederike aus dem Tatort Leipzig bekannt.
Es ist 1955, als der DDR-Regisseur Gerhard Klein einen ganz bestimmten Typus für seinen neuen Film „Berliner Romanze" sucht: ein natürliches, unbefangenes Mädchen. Bei einem Casting sieht er sich 14.000 an – und will beinahe aufgeben. Doch da steht sie plötzlich: Die 19-jährige Annekathrin Rammelt. Und obwohl Klein spontan sagt: „Die ist zu dick und sächselt!“, ist das Berliner Ur-Kind die Idealbesetzung für seine Hauptrolle. Annekathrin wurde 1937 am Kuhdamm geboren und ist die Tochter des damaligen Hauptphasenzeichners Heinz Rammelt beim UFA-Trickfilmstudio.
Auf Anraten des Regisseurs nimmt sie einen neuen Nachnamen an und heißt fortan Bürger, so wie ihre Großmutter. Unter diesem Namen macht Annekathrin große Karriere und wird zum Filmstar in einem Land, das erklärtermaßen keine Stars wollte. In den 1960ern wird sie zur beliebtesten DDR-Schauspielerin – und das bleibt in den nächsten Jahrzehnten so. Früher Höhepunkt: 1961 spielt sie in Frank Beyers „Königskinder“ an der Seite Armin Mueller-Stahls.
Angepasst war sie nie. Im Gegenteil. Annekathrin und ihr späterer Mann, der Regisseur Rolf Römer, geraten mitten hinein in die politischen Konflikte der DDR. 1976, als 1,3 Millionen Zuschauer Römers Hostess sehen, ist auch das Jahr der Biermann-Ausbürgerung. Bürger und Römer gehen zu Honecker und fragen ihn: „In wessen Namen dürfen wir eigentlich das Wichtigste im Menschen töten, nämlich den Glauben, keine Schachfigur zu sein ...“? Sie wird zum unbequemen Mitglied der Einheitsgesellschaft. Es ist Bürgers Verdienst, dass das Museum der Charlotte von Mahlsdorf sowie das Regierungspalais August des Starken nicht gesprengt werden. Immer wieder verschafft sie drangsalierten Kollegen kleine, aber wichtige Freiheiten. Als die Mauern fallen und alle Welt in den viel versprechenden Westen abwandert, bleibt Annekathrin.
„Der Rest, der bleibt“ ist eine bescheidene Autobiographie. Es kommen Menschen darin vor, die (Bürger) in diesem Land wichtig waren. Das Buch, von der Journalistin und Kritikerin Kerstin Decker in die Form einer spannenden Lebenserinnerung gebracht, spiegelt fast vierzig Jahre DDR-Geschichte wider. Die ungewöhnlichen deutsch-deutschen Memoiren sind ein beeindruckendes Zeugnis in Sachen Zivilcourage – sie dokumentieren das Leben einer geradlinigen Frau, kämpferisch und weise zugleich. Auch für Wessis äußerst lesenswert!
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